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Das Gartenstadion in der Villa Hadriana

by: Hoffmann, A.

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Category: Classical Archaeology
Code: 28917
ISBN-13: 9783805303453 / 978-3-8053-0345-3
ISBN-10: 3805303459 / 3-8053-0345-9
Publisher: Philipp von Zabern
Publication Date: 1980
Publication Place: Mainz am Rhein
Binding: Cloth
Pages: 87
Book Condition: New
Comments: Deutsches Archaologisches Institut Rom, Sonderschriften Band 4 / 87 Seiten, 60 Tafeln, 37 Beilagen.

Subjects:
Buildings
Hadrian's Villa (Tivoli, Italy)
Hadrian, Emperor of Rome, 76-138
Hadrian, Emperor of Rome, 76-138 Homes and haunts Italy Tivoli
Hadrien, empereur romain, 76-138 Résidences et lieux familiers Italie Tivoli
Homes
Italy Tivoli
Stade de la Villa Adriana, Tivoli, Italie
Stades Italie Tivoli
Stadiums
Stadiums Italy Tivoli
Tivoli (Italy) Buildings, structures, etc
Tivoli, Italie Palais
Villa Hadriana (Tivoli, Italie)


Fifteen plans on 7 folded leaves in pocket
Includes index
 

Diesem Band der römischen Sonderschriften des DAI liegt eine Dissertation bei der
Karlsruher Architekturfakultät zugrunde. Sie gehört in eine von A. Tschira begründete,
von W. Schirmer weitergeführte Reihe von monographischen Bearbeitungen altbekannter,
aber unzureichend oder gar nicht publizierter, zugleich besonders problemreicher antiker
Baukomplexe im Mittelmeerraum, vor allem in Italien. Nächstliegendes Beispiel aus der
Reihe ist Fr. L. Rakobs 1967 vorgelegte Monographie der sog. Piazza d?Oro in der Villa
Hadriana bei Tivoli, dieser umfangreichsten aller antiken Landresidenzen, einem unermeßlichen Kompendium alter und neuer Bauideen. Auf Anregung von Rakob übernahm
A. Hoffmann einen weiteren Komplex der Villa, von dessen Form und Funktion man nur
unklare, widersprüchliche Vorstellungen hatte.
Eine einigermaßen befriedigende Dokumentation des überkommenen Bestandes gab
es nicht. Großflächige Zerstörungen einerseits, welche von Wichtigem, so von den freistehenden axialen Saalbauten nurmehr Spuren gelassen hatten, und die noch gut 19 m erreichende Höhe rahmender Bauteile andererseits stellten an eine Aufnahme besondere Anforderungen. Nicht weniges ist sodann erst bei Hoffmanns eigenen Reinigungen und
Schürfungen ab 1971 zutage getreten. Welchen Zuwachs seine Bearbeitung der alten und
neuen Befunde gebracht hat, zeigt der Vergleich mit dem alten Gesamtmodell von Gismondi
oder mit der — hier ohnehin sehr sparsamen — Beschreibung von Vighi. Anders als
etwa bei der Piazza d?Oro, welche schon vor Rakobs entscheidender Untersuchung und
Rekonstruktion Forschungsobjekt war, ist diese Arbeit die erste eigentliche Abhandlung
über den Gegenstand.
In der Anlage ähnelt, wenngleich mit etwas anderer Abfolge ihrer Abschnitte, die
Arbeit der (nicht in gleicher äußerer Form veröffentlichten) Rakobschen. Auf die kurze
Einleitung (I) folgt im topographischen Kapitel (II) die räumliche und zeitliche Plazierung
des Komplexes in dem schwer zu überschauenden, heterogenen Gesamtgebilde der Villa.
Im architektonischen Teil (III, IV) sind, je Teilkomplex phasenweise, die aufgehenden
Bauteile und die Wasserbauten beschrieben. Flüssig zu lesen, sichtlich mit Freude geschrieben ist der bautechnische Teil (V — VIII) mit den Angaben zur Erd- und Fundamentierarbeit,
zur Rohbautechnik des Aufgehenden, zur Bauskulptur (hier, gemäß einer verbreiteten
Gewohnheit, als ,Bauplastik4 bezeichnet). Letzte erscheint meist als kleingeschlagenes und
verstreutes Material, dessen Herkunft nicht stets klar ist; zur Entlastung der Beschreibung
sind alle quantitativen Angaben in Tabellen verwiesen. Der baugeschichtliche Teil (IX —
XI) enthält, jeweils zusammenfassend, die innere und die äußere Chronologie des Komplexes, eine Analyse der Entwurfsvorgänge — wobei die metrologische Erörterung, wie zuvor
schon die Baubeschreibung, mit dem attischen Fuß anstelle der modernen Maßeinheit
arbeiten kann — und den kenntnisreichen Versuch einer typologischen Einordnung der
Anlage. Erst von diesem aus geht H. (in XII) die den Aufriß betreffenden Rekonstruktionsprobleme an: ein methodisch richtiger Umweg, nachdem der verbliebene Baubestand nur
sehr wenige unmittelbare Anhaltspunkte für die Höhenentwicklung bietet. All diese Teile
der Arbeit sind durch scharfsinnige Detailbeobachtungen ausgezeichnet, wobei auch die
nicht seltenen Unzulänglichkeiten der Bauausführung nicht beschönigt wurden. Es folgen
eine Zusammenfassung (XIII) und ein Register. Die Zusammenstellung von 19 wichtigen
Publikationen in einem Abkürzungsverzeichnis, anstelle eines alles erfassenden besonderen
Literaturverzeichnisses, genügt vollauf.
Der photographische Abbildungsteil ist, mit 240 Bildern, reichlich bemessen. Seine
zusammenhängende Betrachtung bereitet freilich keine rechte Freude, denn die Wiedergabe
durch den Druck ist ziemlich grau und kontrastlos, was man stets aufs neue bemerkt, wenn
man im Text auf eine Aufnahme als Beleg verwiesen wird. In den Aufnahmen sind Baufugen
und dgl. durch Hinweispfeile verdeutlicht. Ein Maßstab fehlt nie, stets dagegen ein Nordpfeil bzw. oft ein entsprechender Hinweis in der Unterschrift, in welcher man außerdem
das Aufnahmedatum gewünscht hätte. Ein Glanzstück der Dokumentation ist, trotz der
mäßigen Wiedergabequalität, die Folge von Außen- und Innenaufnahmen eines Modelles
1:100 der rekonstruierten Anlage; zurückhaltend wird es als eine auf Zwischenergebnissen
beruhende Arbeitsunterlage deklariert.
Die zeichnerische Dokumentation ist schon vom Umfang her außerordentlich. Der
entsprechende Beilagenteil des Bandes — die Bezeichnung ,Beilagen4 will nicht recht passen
zu dem, was im entscheidenden Sinne die Vorlage darstellt — ist im Hinblick auf den
Benutzer an sich sorgfältig zusammengestellt, mit z. T. herausklappbaren Übersichtsplänen,
mit speziellen Orientierungsplänen, mit einem mehrfarbigen Phasenplan (an dessen Stelle
mehrere Einzelphasenpläne vielleicht noch hilfreicher für den Nachvollzug der heiklen
Baugeschichte gewesen wären). Leider erschwert, wie so oft, ein buchtechnisch bedingter
Wechsel von fest eingehefteten und von lose beigegebenen Blättern die Benutzung. Die
eigentlichen Bestandspläne sind 1:100 wiedergegeben, wodurch der hohe Informationsgehalt der (im Original vermutlich 1:50 ausgeführten) Zeichnungen nicht völlig zur Geltung
kommt. Mit dieser Einbuße ist die — angesichts des häufig gebotenen Mischmaschs von
verschiedenen gebräuchlichen und ungebräuchlichen Maßstäben sehr wohl zu lobende —
Bewahrung eines einheitlichen Maßstabs erkauft. Detailzeichnungen sind 1:20 gebracht,
Zeichnungen von Werkstücken bzw. deren Fragmenten (101 Stück) 1:5, die zahlreichen
Rekonstruktionszeichnungen mit mehreren Maßstäben zwischen 1:500 und 1:50. Mit
diesen letzten kommt neben dem Forscher der Architekt voll zum Zuge. Ihr Entwurf ist,
gemessen an der vorhandenen Grundlage, eine beachtliche und auch überzeugende Leistung, namentlich was die axialen Pavillons betrifft; als Maßeinheit ist ihnen wiederum
der attische Fuß zugrunde gelegt. Die Zeichnungen der Beil. 22 und 24 scheinen vertauscht
worden zu sein, in den Beil. 35 und 37 ist der angegebene gemeinsame Maßstab 1:1000
typologischer Vergleichsbeispiele nicht immer genau eingehalten.
Alle Bestandszeichnungen zeigen, mit lockerem, freiem Strich, eine Neigung zu naturalistischer (nicht stilisierender) Darstellung, unter Vermeidung graphischer Effekte. In letzter
Hinsicht sind die Werkstückzeichnungen fast zu sparsam, insofern als Bruch- und bearbeitete Flächen und zudem die Schnittflächen sich nicht immer deutlich unterscheiden, auch
veranschaulichende Ergänzungslinien fehlen. Hervorzuheben ist hierbei aber, daß H. die
Mühe nicht scheute, auch kompliziertere Steinmetzenwerke, z. B. ornamentierte ionische
Kapitelle, maßstäblich-zeichnerisch aufzunehmen, anstatt bei diesem Stoff zur ausschließlichen Photographie überzuspringen. Überaus delikat gezeichnet sind bei den Rekonstruktionen die — leider wieder etwas zu sehr verkleinerten — Innenraumperspektiven samt
figürlichen Staffagen. Von diesen Blättern, welche Glanz und Atmosphäre evozieren, reißt
man schwer sich los.
Die Art der Arbeit verlangte es, die zeichnerische Dokumentation vor dem Text zu
beurteilen. Dieser ist sehr dicht, er setzt die Vertrautheit mit dem Planmaterial voraus und
fordert darüber hinaus viel Aufmerksamkeit, vor allem bei metrologischen Beweisführungen; leider erschweren zuweilen sinnstörende Druckfehler die Lektüre. Daß der Text
zugleich knapp sei, könnte man nur sagen, wenn man den umfangreichen Anmerkungsapparat überschlüge; vielleicht hätte man manches Anmerkungsgut, mit kleinen Drucktypen,
dem Text inserieren können, wie dies z.B. in französischen Publikationen üblich ist. Die
Wiederkehr umständlicher Detailbezeichnungen (,Dreiexedrenbau-Südportikuskolonnade?) wäre vielleicht durch eine Numerierung der Bauteile, entsprechend dem Werkstückkatalog, zu vermeiden gewesen.
Einige Worte zur äußeren Aufmachung. Das für die Reihe der Sonderschriften
gewählte, würdevolle Großformat, welches hier dem Gegenstand sehr wohl angemessen
ist, wurde gleichwohl oft nicht genutzt: kleinmaßstäbige Einzelzeichnungen schwimmen in
weiter, weißer Fläche, die lose beigegebenen Pläne sind kleinteiliger als nötig gefaltet.
Auch im Textteil gibt es viel Weiß. Bei der Gliederung seiner Abschnitte sind Überund Unterordnungen nicht völlig logisch hergestellt; da sie vor allem durch die Art der
Überschriften sinnfällig zu machen sind, was eine typographische Aufgabe ist, muß man
dies eher der Redaktion als dem Autor vorhalten.
Der Gegenstand der Arbeit ist ein stark zerstörtes, andererseits in aufgehenden Partien
bereits erheblich restauriertes, überaus kompliziertes und artifizielles, selbst mit städtebaulichen Motiven spielendes Gebilde. Seine räumliche Abfolge ist mehrdeutig in dem Sinne,
daß die (N-S-)Hauptachse jener Grundrißfigur, welche im 18. Jh. zur Wahl der Benennung
,Stadion1 anregte, auf gut ein Sechstel ihrer 135 m Länge unterbrochen ist, zugunsten einer
querlaufenden, ,fremden1 Hauptachse. Fremd ist sie insofern, als sie zwei andere, jeweils
außerhalb des ,Stadions1 liegende Teilkomplexe der Villa verbindet, der eine einer repräsentativen, der andere einer privaten Zone zuzuweisen, beide ihrerseits in der Raumfolge
mehrdeutig (die Ausdehnung der Bezeichnung ,Dreiexedrenbau? auf die eine, dem tatsächlichen Dreiexedrenbau benachbarte Raumgruppe ist etwas irritierend); zu ihnen mußte der
Bearbeiter eine notwendigerweise willkürliche Abgrenzung vornehmen. Genau betrachtet,
beherrscht die ,fremde1 (W-O-)Achse nicht nur den Mittelabschnitt des ,Stadions1, sondern hat im ganzen Gebilde die Priorität, dies auch schon in einer anfänglichen Phase (in
welcher sie nach meinem Eindruck, durch ein dreiflügeliges Mittelperistyl, sogar besonders
betont werden sollte). Der Nord- und der Südabschnitt des ,Stadions1 sind ihrerseits nicht
gleichzeitig entstanden und so gut wie unabhängig, zumal die gemeinsame Längsachse
fehlerhaft abgeknickt ist. Der Südabschnitt schließt mit einem caveaförmigen Nymphäum
ab (welches immerhin schon Hoffmanns Vorgänger Vighi als charakterisierenden Bestandteil des „ninfeo giä creduto stadio“ herausgestellt hatte, ähnlich übrigens auch Rakob
[Röm. Mitt. 71, 1964, 193 mit Anm. 24]), der um ein dreiflügeliges Peristyl bereicherte
Nordabschnitt dagegen mit einer Raumgruppe, die mir, über einen flavischen Vermittlertyp,
vom Schema des (N-S-ausgerichteten) hellenistischen Peristylhauses übernommen zu sein
scheint.
Wenn man das Gebilde in dem bearbeiteten Umfang als Gartenstadion einordnen will,
so hat man also unter den Beispielen dieses Typs nicht das größte, aber gewiß das am
meisten von der klassischen Stadionform abweichende vor sich. Wieweit der Bauherr
eigentlich beabsichtigte, ein traditionelles, räumlich einheitliches Gartenstadion zu schaffen, ist um so weniger deutlich, als er in unmittelbarer Nachbarschaft, mit der sog. Pöcile,
eine Anlage entstehen ließ, die als eine vergrößerte Replik des palatinischen Stadions viel
eher sich in die von H. dargestellte Tradition einfügt; auch der sog. Canopus, obwohl
fast zur Gänze Wasserarchitektur, steht ihr nicht fern. Vielleicht wäre es Hoffmanns
Argumentation zugute gekommen, wenn er das aus der ursprünglichen ambulatio, d.h.
dem Gartenperistyl entwickelte Stadion doch schärfer nach zwei verschiedenen Typen
gesondert hätte: zum einen einem ,Hippodrom*-Typ, welchem z.B. die sog. Pöcile zuzuweisen wäre (und, um die Reihe der genannten Beispiele zu ergänzen, auch die Anlage in der
,Villa del Piccolo Circo? zu Silin bei Lepcis Magna: Salza Prina Ricotti, Rendiconti
Pontific. Accad. 43, 1970 — 71, 154ff., die wirklichen Hippodrome als Zubehör spätantiker
Kaiserpaläste einmal außer Betrachtung gelassen), zum anderen einem ,Stadion?-Typ im
engeren Sinne, welcher in dem — gleichfalls ein Halbrundnymphäum einschließenden —
Canopus und, zusammen mit anderem, in Hoffmanns Komplex Aufnahme gefunden hätte.
Mit anderem wohlgemerkt, denn wir sehen den Komplex ja heterogen zusammengesetzt.
Selbst das theatralische Element fehlt, im Bereich des Nymphäums nämlich, nicht; wer aus
dem südlichen axialen Pavillon trat, stand dem von Pflanzen und Gewässern besetzten
Halbrund wie ein Schauspieler gegenüber, was ein Moment der Spannung in das programmatische otium bringen mußte. Die Uneinheitlichkeit seines Gartenstadions nun hat H.,
wie er (S. 57) bestätigt, nicht geleugnet. Ja, deren Verdeutlichung ist geradezu ein Resultat
seiner vorzüglichen Arbeit, und ich betone, daß es die Anlage keineswegs weniger interessant macht. Die Aufgabe ihrer Erforschung war determiniert von einer überkommenen, zu
sehr vereinfachenden Auffassung; das in N-S-Richtung einheitliche Geländeniveau mochte
da fördernd gewirkt haben. Theoretisch ergibt sich eine Alternative zu dem erfolgten
Forschungsgang, wonach die ganze W-O-Abfolge Dreiexedrenbau/GartenstadionMittelabschnitt/Winterpalast als eine, durch bestimmte Beziehungen gebundene Gruppe
zu behandeln und dagegen Nord- und Südabschnitte des Gartenstadions einer folgenden
Bearbeitungsetappe zuzuweisen wären.
Die Bautätigkeit im Bereich des Gartenstadions nahm ihren Anfang zu Beginn der
zweiten hadrianischen Periode der Villa, welche die Erweiterung des ursprünglichen Landpalastes zur herrscherlichen Residenz mit zusätzlichen Funktionen brachte, d.h. um 121
n. Chr. Einen definitiven Entwurf gab es sichtlich nicht. Vielmehr ist das fertiggestellte
Gartenstadion das Ergebnis eines großzügigen, mitunter genialen Improvisierens: man
glitt, mit einem wechselnden Modus der Grundrißabsteckung, von einem Planungsstadium
ins andere, wobei H. einen Wechsel der Raumauffassung — vom vielfältigen, stark gegliederten An- und Ineinander unterschiedlicher Baukörper hin zur Dominanz eines von innen
her zu erlebenden Großraumes — mit einem bekannten Ereignis, nämlich Hadrians großer
Bildungsreise in Verbindung bringt; er pointiert diesen Wechsel treffend als Umschwung
von einer ,hellenistischen* zu einer ,spätantiken* Architektur (beide Konzepte übrigens
vermeiden Blickbeziehungen nach außen). Die festgestellten fünf Bauphasen enthalten
somit eine dichte Folge von größeren und kleineren Veränderungen, dazu z. T. erhebliche
Reparaturen. Rohbau- und Ausbaugewerke arbeiteten, meist mit zeitlichem Abstand,
getrennt voneinander. Bemerkenswert ist, bei einem durchgehend hohen rohbautechnischen
Stand, die Vielfalt der Mauerbauweisen. Die Bauskulptur wie auch die reiche Wand- und
Bodenflächenausstattung bedienten sich aller Marmore und sonstigen Schmuckgesteine der
Alten Welt; bezeichnend für die Epoche ist die Kombination verschiedener Materialien in
ein und derselben architektonischen Ordnung. Freilich sind nur verhältnismäßig wenige
Proben erhalten geblieben. Für den zeitgenössischen Besucher stellten Flächenausstattung
und Bauskulptur die Architektur, die (oft recht gewitzte) Konstruktion blieb weitgehend
verborgen. So anspruchsvoll er war, er mußte am Sichtbaren immer wieder eine gewisse
Sorglosigkeit und Unregelmäßigkeit übersehen; für uns, die wir — ermüdet von der Auseinandersetzung mit einem faktischen Übergewicht spätantiker Monumente — dazu neigen,
bereits die mittelkaiserzeitliche Architektur als ,klassisch4 einzustufen und zu idealisieren,
sind die Beobachtungen Hoffmanns sehr lehrreich. Innerhalb und außerhalb der Architektur, auch im Mittelabschnitt, spielten Wasserflächen und -läufe eine große Rolle, nicht zu
vergessen die bepflanzten Flächen, die Reihen freistehender Bildwerke. Für all das, was den
von H. bearbeiteten Ausschnitt der Villa Hadriana füllt, paßte am besten der Begriff
,Architektur-Garten4, zumal er mehrdeutig ist.
Der Bau außerordentlicher, riesiger Villen hat in der mittleren Kaiserzeit an den
Alpen nicht haltgemacht. Zwar folgte man in den Nordprovinzen in der Regel strengeren
Kompositionsschemata, doch fehlt es nicht an Beispielen, bei denen man schillernden
Kombinationen Raum gab, die uns an die Villa Hadriana erinnern: Chiragan, Pully,
Tetingen. Und noch in der Spätkaiserzeit, in Welschbillig, schuf man eine Anlage, die die
hadrianische auszugsweise zitiert. Erwähnt sei auch der innerstädtische sog. Verwaltungspalast zu Xanten, welcher eine stadionähnliche große Struktur enthält. Dies ist der spezielle
Bezug zur Transalpina. Ein allgemeiner Bezug ergibt sich dadurch, daß sie insgesamt, über
die Prachtvillen hinaus, für die (antikebezogene) Archäologische Bauforschung ein nicht
zu verachtendes Arbeitsfeld ist; den eingangs erwähnten Arbeiten läßt sich z.B. die von
Precht über das Kölner Prätorium gegenüberstellen. Eine wechselseitige Informierung über
exemplarische Arbeitsergebnisse und die Art ihrer Publikation dient der Überwindung der
traditionellen Barriere zwischen den Arbeitsgebieten. Dazu fügt sich außerdem, daß in
jüngster Zeit manchen Bauforscher, der im Auslandsdienst Methoden und Erfahrungen
erwarb, die Umstände ins Mutterland zurückgeführt haben: nicht zu dessen Schaden, so oft
es gelingt, das dort gewonnene hier fruchtbar zu machen.

 

 
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Das Gartenstadion in der Villa Hadriana

by: Hoffmann, A.

  • ISBN-13: 9783805303453 / 978-3-8053-0345-3
  • ISBN-03: 3805303459 / 3-8053-0345-9
  • Philipp von Zabern, Mainz am Rhein, 1980

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